Dieses Zitat von Victor Hugo war lange Zeit der Hoffnungs-Strohhalm, der sich in schwierigen Zeiten enorm bog, sich aber letztendlich als stark erwies.
Der Reihe nach:
Idee und Zeit waren gekommen; eine Gruppe von Eltern aus der "Wilden 13" (Kindergarten) machten Nägel mit Köpfen.
Die Idee wurde konkretisiert und die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen.
Das Land Hessen gab "Grünes Licht" für die Schulgründung und aus der "fixen Idee" wurde ein fundiertes Konzept.
Dieses Fundament legten: Ute Weber, Bhavana Woskowski, Andre Frobel, Michaela Günther-Göbel, Bernhard Goebel, Achim Sattler und Bärbel Graul-Sattler.
Der Strohhalm der Hoffnung wird arg strapaziert. Anträge an die zuständigen Behörden verschwinden und tauchen ebenso wie neue Auflagen wieder auf.
Und wie es mit Behörden so ist, ändern sich auch ab und zu die Verantwortlichkeiten. Als die Akten dann im staatlichen Schulamt Offenbach landeten, klappte es dann auch zügig mit den Genehmigungen.
In dieser Stelle nochmals Dank an Frau Kummetat und den Herren Henge und Wilhelm.
So ganz nebenbei wurde das Konzept komplett überarbeitet.
Die im Dezember des Vorjahres eingereichten Formalien (Vereinsregistratur, Gemeinnützigkeitserklärung, Mietvertrag, Bauplan und Grundriss, Unbedenklichkeitserklärung des Bauamtes, Gesundheitsamt und die Arbeitsverträge mit den Lehrkräften) wurden Stück für Stück abgehakt.
Am 10. Mai wurde der Projektkatalog dem Schulamt übergeben.
Am 6.6.1998 wird der Verein "Freie Schule Seligenstadt" gegründet. Der erste Vorstand: Angela Groh, Michaela Günther-Goebel, Britta Schulz und Bianca Detels.
Danach kam das Sommerloch. Alles scharrte ungeduldig in den Startlöchern. Was fehlte, war das amtliche Siegel.
Punktlandung: Ein Tag vor dem Unterrichtsbeginn kam die behördliche Freigabe.
Pünktlich am 1.9. öffneten sich für elf Kinder und den Pädagoginnen Gesine Plutte und Claudia Spiegel die Schultüren.
Die Räumlichkeiten in der evangelischen Kirche waren fein aber schnell zu klein.
Zum Glück platzte auch ein Unternehmen in Klein Welzheim aus allen Nähten. Und so bekam die Schule eine neue Bleibe in der Wessemer Straße. Im Ersten Schritt wurden 200 qm "eltern-schweiß-getränkt" unterrichtstauglich gestaltet. Neben drei Lehrkräften ergänzt ein "Zivi" die Betreuung von drei Jahrgangsstufen mit einem Integrativ-Kind.
Den ersten 200 qm folgt die gleiche Anzahl in der ersten Etage. Auch hier lief nichts ohne die fleißigen Hände der Eltern und natürlich des Vermieters. Unter dem Motto "hart aber herzlich" zeigte und zeigt er immer wieder ein offenes Ohr für die Belange der Schüler.
Weitere 100 qm werden für den Schulbetrieb "erschlossen". Ab nun Heimat für die Bibliothek, Büro und Musikraum.
Natürlich wachsen auch die Kinder. Nicht nur in Größe, sondern auch an Menge. Das Team ist nun ausgewachsen. Sechs Pädagogen und zwei Zivis betreuen fünf Altersstufen.
Mit dem Start ins neue Schuljahr ist die Schule komplett. Nachdem zuvor das Team aufgestockt wurde, bringen nun 42 Kinder in sechs Jahrgangsstufen Leben in die Bude.
Das Schulkonzept scheint aufzugehen. Das erste Integrativ-Kind geht ab und findet sich in neuer Umgebung gut zurecht.
Die ersten Sechsklässler werden genau beobachtet. Was wird mit Ihnen?
Und - oh Wunder - die Schulabgänger bzw. -wechsler fühlen sich in den weiterführenden Schulen pudelwohl.
Die Jubiläumsfeier wird ein voller Erfolg. Die Schule hat sich nicht nur in sich gefestigt, sondern ist ein fester Bestandteil des Umfelds geworden.
Nach vielen turbulenten Jahren ist Zeit zum Durchatmen. So entsteht der erste Jazzabend, bei dem man in den „eigenen“ vier Schulwänden auch mal relaxen kann.
Der Blick über den Tellerrand führt zu einem Besuch der amerikanischen Schule in Darmstadt – eher unbeschwert - , aber auch zum Thema „G8“ – hier eher mit Sorgenfalten.
Und natürlich gibt es auch die leisen – fast melancholischen Momente. Die Gründergeneration geht langsam von Bord. Für sie heißt es, nie wieder Ferienputz, nie wieder Aktionstage, keine Orgatreffs. Aber können sie sich auch in den neuen Schulen so einbringen wie „gewohnt“?
Nach innen: Frisches Blut mischt sich mit altem. Alte Zöpfe werden neu frisiert oder ganz abgeschnitten. Französisch wird für die Fünftklässer mit Blick auf G8 Pflicht.
Nach außen: Das eher trostlose Außengelände wird in Gemeinschaftsarbeit aufgepeppt. 50 Tonnen Stein und Erdreich, 1.000 Arbeitsstunden und 45 Pflanzen später ist der Entdeckerarten fertig. Ein kleines Paradies für die Kinder, ein wichtiges Element für das Wir-Gefühl der „neuen“ Elternschaft.
Gänsehaut I: Pünktlich zur Einweihungsfeier des Entdeckergartens setzt die Multimedia-Fraktion in der Elternschaft echte Maßstäbe. Die auf CD gebrannte, perfekt aufbereitete Dokumentation der Entstehung wird auch Jahre später Gänsehaut und die ein oder andere Träne der Rührung bei den Beteiligten hervorrufen.
Gänsehaut II: Gemeinsam mit den Grundschülern aus Boppard begeisterten die Bläser- und die Streicherklasse das Auditorium mit Klassik, Klassikern und Modernem.
Gänsehaut III: Gemeinsam fiebern Eltern und Schüler mit Gästen um den Einzug der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Italien ins Finale.
Nach vier Jahren Wachstumspause wird der nächste Meilenstein in Angriff genommen. Auf einhundert neu hinzugekommenen Quadratmetern soll eine Eingangsstufe etabliert werden. Klingt einfach – hat aber vom Schulkonzept bis zum Putzplan eingreifende Konsequenzen. Aber der Leitsatz „Stillstand ist Rückschritt“ hat wohl seine Berechtigung...
Zehn Jahre Freie Schule Seligenstadt. Vieles hat das Team aus Eltern, Pädagogen und Kindern bewegt. Grund genug es richtig „Krachen“ zu lassen, mit einem Festakt, dem großen Fest an der Maa'Allee sowie dem Helferfest für die Eltern der Schule, mit Theateraufführungen und Vorträgen.
Zum Schuljahresbeginn startet die neue Eingangsstufe in neuen Räumen mit 16 neuen Kindern. Die Gruppen bekommen neue Namen: Entdecker - Siedler - Eroberer.
Nach über 13 Jahren Freie Schule (inkl. Gründung) legt Michaela Günther-Goebel ein Sabbatjahr ein und das Team wird neu strukturiert. Unter Beteiligung der Bläserklasse wird die Komposition "Olivers Abenteuer" von Markus Stockhausen uraufgeführt.